HLA - Schulgebäude von außen

Aus der Geschichte der HLA

Die Ursprünge

Zwar sind das System der doppelten Buchführung und Grundsätze zur Erstellung einer Abschlussbilanz bereits durch einen Franziskanermönch im Spätmittelalter belegt (Luca Pacioli: Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalita, Venedig 1494) und Vorläufer kaufmännisch-beruflicher Bildung wohl im geistlichen Bildungswesen jener Zeit zu finden, jedoch sollten noch Jahrhunderte vergehen, bis man von wirklichen kaufmännischen Berufsschulen sprechen konnte. Erst eine durch die Reformation beschleunigte höhere Alphabetisierungsquote sowie die voranschreitende Säkularisierung in der Neuzeit schuf überhaupt die Grundlage, einer breiteren Masse Zugang zu allgemeinen und eben auch kaufmännischen Bildungsinhalten zu gewähren. Fraglich bleibt dabei allerdings, ob vor dem Jahr 1815 kaufmännische Bildungsinhalte in den beiden Rektorschulen Flensburgs (St. Marien und St. Nikolai) überhaupt eine Rolle gespielt haben, zumal Lehrende oft Geistliche mit entsprechenden didaktischen Schwerpunkten waren.

In vielen deutschen Städten entstanden Kaufmannsschulen bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in Flensburg dauerte dies ein wenig länger: Am 06.08.1815 veranlassten Flensburger Kaufleute gemeinsam mit anderen Gewerbetreibenden die Gründung einer Sonntagsschule, deren Unterricht nicht nur für kaufmännische oder gewerbliche Lehrlinge vorgesehen war, sondern für alle interessierten Bürger der Stadt, ganz gleich, wie alt oder vorgebildet sie waren. Das Angebot stieß offensichtlich auf großes Interesse, sodass sich bereits ein Jahr später mehr als 300 Teilnehmer mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund eingeschrieben hatten. Sonntags wurden sie zunächst am frühen Nachmittag, später dann am frühen Abend unterrichtet. Dozenten der Sonntagsschule waren unentgeltlich unterrichtende Volkschullehrer mit Unterstützung durch von ihnen selbst bezahlten Gehilfen. Für die kurze Zeit von 1815-1817 existierte in Flensburg parallel eine Abendschule für "kaufmännische Jünglinge", die vom Herbst bis Ostern im Blockunterricht betrieben wurde. Aufgrund zahlreicher Kollisionen mit den betrieblichen Aufgaben der Lehrlinge musste der Schulbetrieb nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden. Dennoch mussten Lehrlinge aus dem kaufmännisch-gewerblichen Bereich in den Folgejahren nicht auf Bildungsinhalte wie einfache und doppelte Buchführung, Schriftverkehr oder Kaufmännisches Rechnen verzichten, da Privatinstitute und Privatpersonen in Flensburg entsprechende Kurse gegen Bezahlung anboten.

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- Die berufliche Bildung in Flensburg wird institutionalisiert -


Nach weiteren Vorläufern wie einer 1840 ins Leben gerufenen Gewerbeschule (31 Lehrlinge, davon nur drei kaufmännische) war es dann letztlich vor 150 Jahren soweit, als nämlich auf Initiative prominenter Flensburger Bürger am 08.01.1872 eine Fortbildungsschule eingerichtet wurde (zwei Hauptklassen, eine Vorklasse). Der erste Direktor dieser Schule war der Realschullehrer Schmarje aus Sonderburg. Der Unterricht fand abends nach 20 Uhr in verschiedenen Gebäuden Flensburger Volksschulen statt (v.a. Marien Knabenschule und St. Nikolai-Knabenschule). Der erste Jahrgang setzte sich aus 125 Lehrlingen zusammen, 50 davon aus kaufmännischen Berufen. Eine wesentliche finanzielle Stütze stellten die Zuschüsse der Flensburger Spar- und Leihkasse dar. Während die Klassen zunächst noch zusammengesetzt gemäß der jeweiligen Vorkenntnisse in den Fächern Rechnen, Schönschreiben, Deutsch, Buchführung, Dänisch und Stenographie unterrichtet wurden, war es der Schulleitung in der folgenden Zeit ein Anliegen, Fachklassen einzurichten. Im Jahre 1885 erfolgte eine Verschmelzung der Sonntagsschule mit der Fortbildungsschule zu einer "Sonntags- und Fortbildungsschule" mit einem stetig hohen Anteil an kaufmännischen Lehrlingen, sodass es die Schulleitung 1900 für sinnvoll erachtete, eine Trennung in eine gewerbliche und eine kaufmännische Abteilung zu vollziehen.

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Die "kaufmännische Fortbildungsschule" bezog daraufhin Räume in der St. Marien Mädchenschule.

Eine wirkliche Berufsschulpflicht war nach einer kurzen Probezeit dennoch bislang immer wieder gescheitert, sei es aus Gründen der Finanzlage oder Streitigkeiten bezüglich der Unterrichtszeit, die mit den Interessen der Unternehmer nicht vereinbar zu sein schien. Erst am 01.10.1913 kam es dazu, dass nach der Genehmigung des Flensburger Stadtparlamentes eine obligatorische Fortbildungsschule mit Tagesunterricht für gelernte und ungelernte jugendliche Arbeiter und Kaufleute eröffnet wurde. Unter der Leitung des ersten Direktors Th. A. Petersen zählte der erste Jahrgang der "Gewerblichen und Kaufmännischen Fortbildungsschule" 142 Lehrlinge aus kaufmännischen Berufen, die zunächst dezentral in unterschiedlichen Gebäuden unterrichtet wurden.

 

HLA - Historie, Außenansicht Gebäude

Ab 1921 machte aber das Alte Gymnasium Platz in den Unterrichtsräumen im Klostergang die nun laut Bericht "den kaufmännischen Unterrichtsanstalten" überlassen wurden. Weitere Schritte zum modernen Berufsschulsystem stellten 1919 die Umbenennung der Fortbildungsschule in "Berufsschule", vor allem aber die Ausdehnung auf die weibliche Jugend dar. Weibliche kaufmännische Angestellte wurden in den Räumen der St. Marien-Mädchenschule I von nun an in den Fächern Deutsch, Rechnen, Schönschreiben, Buchführung, Stenographie, Maschinenschreiben, Englisch, Dänisch, Chorgesang und Turnen am Berufsschulunterricht unterrichtet.

HLA - Schulgebäude von außen

Zwei Jahre später, am 01.04.1921, wurde die kaufmännische Berufsschule der gewerblichen ausgegliedert und dem Direktor der Städtischen Handelslehranstalt (HLA), Dipl.-Hdl. Lehmann, unterstellt. Die Städtische Handelslehranstalt bestand zu dieser Zeit aus der Handelsschule (BFS I) und wurde ein Jahr später um die Abteilung Höhere Handelsschule (BFS III) erweitert. Beide Bildungsgänge gingen aus der "Landwirtschafts- und Handelsschule" hervor, die 1893 von Kappeln nach Flensburg verlegt worden war.  Der Unterricht fand in den Räumen der Flensburger Latein- und Realschule statt. Ein Problem stellte die katastrophale Raumnot der HLA dar, so dass händeringend nach einer Lösung dessen gesucht wurde.

 

Die HLA bekommt ihr erstes Gebäude

Auf dem Baugrund des ehemaligen Duborg-Schlosses, welches sich bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts im Verfall befand, begann im Jahr 1928 der Bau des Gebäudes am Schlosswall, welches bereits im Folgejahr am 01.12.1929 bezogen werden konnte. Schülerinnen und Schüler besuchten von nun an die kaufmännische Berufsschule, die Handelsschule und die Höhere Handelsschule im Gebäude am Schlosswall.

 

HLA - Historie, Text mit Bildern

Kurze Zeit nach jener für die HLA positiven Entwicklung ging jedoch das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte auch nicht spurlos an der Schule vorbei. Der für seine gute Arbeit geschätzte Direktor Lehmann wurde gegen seinen Willen im Jahr 1936 vorzeitig in den Ruhestand versetzt, da er als Mitglied einer "nicht tolerierten Vereinigung" als nicht linientreu gelten musste. Kommissarisch wurde die Schule zunächst weitergeleitet von Fritz Springer. Neben der Einrichtung von Fachklassen (Großhandel, Einzelhandel, Kreditinstitute und Drogerien) gab es in diesen Jahren zudem Neuerungen in Bezug auf den Fächerkanon, in welchem nun NS-ideologische Aspekte mit aufgegriffen wurden.

Die HLA erhält einen gymnasialen Zweig

Nachdem bereits zu Zeiten des Deutschen Bundes in zahlreichen Territorien höhere Wirtschaftsschulen mit unterschiedlichen Bezeichnungen eingerichtet worden waren (z.B. Wirtschaftsoberschule, Handelsakademie, Oberhandelsschule), die mitunter eine Schullaufbahn von bis zu neun Jahren vorsahen, wurden nach dem 2. Weltkrieg in allen Bundesländern der späteren Bundesrepublik Wirtschaftsoberschulen eingerichtet, so auch in Schleswig-Holstein. In Flensburg, Kiel und Lübeck konnten ab dem 01.04.1948 Schülerinnen und Schüler nach dem erfolgreichen Absolvieren der Klassenstufen 11-13 samt der Abschlussprüfungen die Berechtigung erwerben, ein Studium der Wirtschaftswissenschaften zu beginnen. FOTO 11 Ab 1967 bestand die Möglichkeit, an der Wirtschaftsoberschule mittels einer (erfolgreichen) Zusatzprüfung die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. 1968 ging vom damaligen Kultusministerium ein Erlass aus, in dem eine Umbenennung in "Wirtschaftsgymnasium" angeordnet wurde, die drei Jahre später aber erneut zu "Fachgymnasium - wirtschaftlicher Zweig" geändert wurde.

HLA - Historie, Gebäude von Oben

Um allen Schülerinnen und Schülern dieser Schulform ein allgemein geltendes Abitur zu ermöglichen, wurde schließlich im Jahr 1977 die vorherige Klasseneinteilung nach dem Vorbild der zu der Zeit reformierten gymnasialen Sekundarstufe II ersetzt und hat bis heute als dreizügige Profiloberstufe Bestand. Seit Anfang der 1970'er bis zum jetzigen Zeitpunkt ist das mittlerweile betitelte "Berufliche Gymnasium" im Gebäude in der Marienallee beherbergt, welches ebenfalls Anfang der 1970'er Jahre errichtet wurde. Es umfasst seit 2013 die Subprofile Wirtschaft, IT und New Media, Wirtschaft und Tourismus, Wirtschaft und Sport und International Management Wirtschaft bilingual, wobei der bilinguale Unterricht am Beruflichen Gymnasium der HLA bereits seit 2001 etabliert ist.

Das Bildungsangebot der HLA wächst: Die Einrichtung der Fachoberschule und der Berufsoberschule (FOS & BOS)

Die ersten Konzeptionen einer "Fachoberschule - Wirtschaft" der Kultusministerien der Länder sorgten zu Beginn für lebhafte Diskussionen unter Vertretern von Gewerkschaften, Verbänden und Spitzenorganisationen der gewerblichen Wirtschaft. Letztlich wurde dieser neue Bildungsgang aber in einigen Bundesländern mit Beginn des Schuljahres 1969/70 in Betrieb genommen, zunächst als zweijähriger (11. und 12. Klasse), mittlerweile als einjähriger Bildungsgang (12. Klasse). Seit 1990 hat sich die Fachoberschule an der HLA etabliert. Erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen erhalten am Ende ihre Fachhochschulreife.

Einen weiteren Zuwachs im Bildungsangebot konnte die HLA mit der Einrichtung der Berufsoberschule verbuchen. Seit dem Schuljahr 1999/2000 können Schülerinnen und Schüler in dem ehemals zweijährigen (12. und 13. Klasse), heute einjährigen Bildungsgang (13. Klasse), die allgemeine Hochschulreife erlangen. Für den Besuch der Fachoberschule und der Berufsoberschule gilt ein qualifizierter Berufsabschluss als Grundvoraussetzung. Seit 2008 genügt eine erfolgreich abgeschlossene schulische Berufsausbildung, um an der Berufsoberschule das Abitur in Angriff zu nehmen.

 

Go East: Ein besonderer Schüleraustausch entsteht

Am 27.03.2003 kam es nach einer etwa einjährigen Planungs- und Koordinationsphase zum Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen der HLA und der "Schule für Wirtschaft und Handel" der chinesischen 10-Millionen-Einwohner-Großstadt Tianjin, welche nur ca. 70 km entfernt von Peking liegt. Beide Schulen versprachen sich hiervon kurzfristig einen kulturellen und geistigen Austausch der chinesischen und Flensburger Schülerinnen und Schüler. Das langfristige Ziel bestand darin, eine enge wirtschaftliche Kooperation und kaufmännische Vernetzung zwischen der Region Schleswig/Sønderjylland und Tianjin zu erzielen. Nachdem die chinesische Delegation mit vielen Eindrücken aus der Region abgereist war, trafen im Spätsommer des Folgejahres die ersten elf chinesischen Schülerinnen und Schüler im durchschnittlichen Alter von 17 Jahren in Flensburg bei ihren Gastfamilien ein, um zwei Wochen lang im Rahmen eines spannenden Programms einerseits die HLA, andererseits aber auch die Region um Flensburg sowie die Städte Kiel und Lübeck kennen zu lernen. Medienberichten zufolge fühlten sich die ersten chinesischen Gäste sehr wohl in ihren Familien in und um Flensburg. Längst ist der China-Austausch fester Bestandteil des internationalen Profils der HLA.

 

Die HLA wird Europaschule

Die im Schulprogramm von 1998 festgelegte internationale Ausrichtung der HLA Flensburg wurde durch einen weiteren Meilenstein gefestigt: Seit dem 08. April 2005 darf sich die HLA offiziell Europaschule nennen. LOGO Europaschule Die letzte erfolgreiche Rezertifizierung fand im Jahr 2022 statt, bei der die HLA ihr weitreichendes Angebot sowie die Arbeit der letzten Jahre präsentieren konnte. Die europäischen Einflüsse ließen sich auch damals schon in vielen Bereichen wiederfinden: So pflegte die HLA Partnerschaften mit Schulen aus bspw. Dänemark, Polen und England und realisierte eine Reihe von Projekten mit Partnerschulen oder weiteren Bildungseinrichtungen im Ausland. Doch auch in den Klassenzimmern wurde die internationale Ausrichtung deutlich. Die HLA bot Fremdsprachenunterricht in Dänisch, Französisch oder Spanisch oder auch Fachunterricht in englischer Sprache an. Außerdem wurden Email-Projekte durchgeführt, die einen Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern der HLA und Schulen in England, Schweden, Dänemark und auch Belgien ermöglichten.  So stand die HLA schon damals für eine Stärkung des europäischen Gedankens und Miteinanders, einen kontinuierlichen internationalen Austausch sowie Toleranz und Verständnis für Kulturen und Sprachen aus ganz Europa. Im Laufe der Jahre entwickelten sich viele weitere Projekte in diesem Bereich. So führte beispielsweise die HLA ab dem 2. Halbjahr 2013/14 als erste Schule in Schleswig-Holstein die Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ ein, mit der auf die neuen Anforderungen an das kaufmännische Personal in einer globalisierten Welt reagiert wurde. Zentrale Themen in der noch heute durchgeführten Zusatzqualifikation sind beispielsweise die Abwicklung von Export- und Importvorgängen, die Absicherung gegen spezifische Außenhandelsrisiken, Kenntnisse im Zoll- und internationalem Kaufvertragsrecht oder auch die Korrespondenz mit dem Ausland.

Und nicht nur international breitete die HLA ihre Flügel aus. Im August 2006 begann die zweijährige Beschulung der Marinesoldaten zu kaufmännischen Assistenten der Fachrichtung Informationsverarbeitung/Fremdsprachen. FOTO 14 Der Unterricht fand größtenteils in den Räumen der Schulkompanie der Marineschule Mürwik statt, es wurde allerdings auch auf die vorhandenen Ressourcen der HLA wie das Lernbüro zurückgegriffen. Damit verbunden waren auf der einen Seite der Vorteil der Einnahmengenerierung für die HLA, auf der anderen Seite jedoch auch einige Änderungen zum bekannten Unterrichtskonzept: So musste jede Note und jedes unregelmäßige Verhalten den Dienstvorgesetzten gemeldet werden, die Notenkonferenzen galten gleichzeitig auch als Grundlage für die Beförderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auch Unterricht in den Ferien war aufgrund der Ausrichtung auf die Urlaubszeiten der Soldatinnen und Soldaten möglich. Die Kooperation zwischen der Marineschule und der HLA hält bis heute an und ist eine große Bereicherung für beide Seiten.

HLA - Historie, Klassenzimmer

Technische Neuerungen an der HLA

Ab dem Jahr 2007 wurde das Intranet an der HLA etabliert. Der Grundgedanke für die Einführung des Intranets bezog sich auf die Entlastung der Lehrkräfte durch eine mögliche Arbeitsteilung sowie kollegiale Kooperation und Kommunikation. So nutzten im ersten Schuljahr 2007/08 40 Lehrkräfte das Intranet insbesondere als Ort für eine gemeinsame Dateienablage, als Terminübersicht und Nachrichtenforum. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Moodle, wie es sich die Initiatoren gewünscht hatten, zu der offiziellen Plattform der HLA. Im Schuljahr 2010/11 wurde diese um ein weiteres digitales Netzwerk erweitert: Neben dem Intranet, das, so wie auch heute noch, ausschließlich von Lehrkräften genutzt wird, wurde das Lernnetz eingeführt. Das Lernnetz bietet die Möglichkeit der digitalen Interaktion zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, die unabhängig von Ort und Zeit stattfinden kann. Auch außerhalb des Schulgebäudes wurde das Potential erkannt, denn das Projekt „Interaktives Lernnetz an der HLA“ erhielt im Jahr 2011 ein Preisgeld in Höhe von 1.000,00 Euro von der Nospa Jugend- und Sportstiftung Schleswig-Flensburg. Diese neue technische Ausstattung der HLA verhinderte schon so manchen Unterrichtsausfall, denn so wurde es beispielsweise möglich, kurz nach der Einführung der Onlineplattform einige Klassen während eines witterungsbedingten Schulausfalls trotzdem zu unterrichten. Und zehn Jahre nach der Einführung bildete das Lernnetz das Fundament der sogenannten Distanzlernphase. Aber dazu später mehr…

Nicht nur technische, sondern auch räumliche Entwicklungen vollzogen sich an der HLA. Im Jahr 2008 erhielt die Schule am Standort Marienallee den neuen Physikraum R. 121. FOTO 15 Gruppentische sowie Schränke gefüllt mit Schülerübungskästen und Demonstrationsexperimenten ermöglichen seither einen spannenden und experimentierfreudigen Physikunterricht, wie man ihn erwartet.

Gründung der HLA – Die Flensburger Wirtschaftsschule RBZ AöR

Im Jahr 2011 feierte die bisherige Städtische Handelslehranstalt den Beginn einer neuen Ära: Nach jahrelanger Entwicklungs- und Planungsphase wurde die Gründung zu einem der drei Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) in Flensburg vollzogen. Dadurch erhielt die Schule nicht nur den neuen Namen „HLA – Die Flensburger Wirtschaftsschule RBZ AöR“, sondern auch mehr Selbstständigkeit, mehr Freiräume und mehr Verantwortung. Damit einher gingen auch höhere Anforderungen im Bereich der Qualitätsentwicklung der HLA, denen mithilfe eines neuentwickelten Leitbildes begegnet werden sollte. Dieses wurde aus den Kernpunkten des 2010 evaluierten Schulprogramms sowie den künftig zu erwartenden Entwicklungen im Bildungsbereich erarbeitet und in einem engen Austausch mit dem Kollegium diskutiert. Nach der ersten Abfrage im Kollegium, war der Schulentwicklungstag 2011/12 schwerpunktmäßig auf die Ausarbeitung und Konkretisierung von strategischen Maßnahmen ausgerichtet. Diese Maßnahmen und Projekte werden seither regelmäßig überprüft und angepasst.

Ebenfalls im Schuljahr 2011/12 fand die RBZ-Fachtagung an der HLA statt. Ziel dieser Veranstaltung war der Austausch über Best-Practice-Beispiele für die Zusammenarbeit in der deutsch-dänischen-Grenzregion, um die Möglichkeiten gemeinsamer Aktivitäten zwischen der HLA und ihren Partnern hervorzuheben. 
Die HLA investiert laufend in die Erhaltung und Neugestaltung ihrer Gebäude- und Raumausstattung. Neben der Verbesserung der (insbesondere technischen) Ausstattung in den Unterrichtsräumen, wurden im Laufe der Jahre weitergehende Renovierungsmaßnahmen vorgenommen. Beispielsweise wurde ein Lehrerarbeitsraum am Schlosswall eingerichtet sowie die historische Wand- und Deckengestaltung FOTO 16 der Eingangshalle des Gebäudes am Schlosswall auf Kosten des Fördervereins der HLA wiederhergestellt.

Einige Neuerungen erfolgten im Jahr 2014: Zum einen wurde Bernd Börensen mit einer Schulleitertätigkeit von fast 20 Jahren am 31.01.2014 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Als sein Nachfolger übernahm Achim Trautmann das Amt des Schulleiters und Geschäftsführers. Zum anderen starteten zum Schuljahr 2014/15 einige neue Bildungsangebote an der HLA wie die oben erwähnte Zusatzqualifizierung zum Europakaufmann bzw. zur Europakauffrau sowie die Fachschulen mit den Fachrichtungen „Internationale Wirtschaft“ sowie „Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Personalwesen“.  Hinzu kamen noch die Bildungsgänge des Kaufmännisch Qualifizierenden Jahres bzw. Kaufmännisch Vorbereitenden Jahres, die die Schülerinnen und Schüler insbesondere zur Berufsorientierung nutzen können. Neben Praxiseinblicken durch Praktikumstage erwerben sie in den bis heute bestehenden Bildungsgängen alle Voraussetzungen für den Start in eine Berufsausbildung oder in die Berufsfachschule III.

In demselben Jahr kam auch zum ersten Mal der Gedanke eines gemeinsamen „Campus“ der drei RBZ in Flensburg auf, der den Bildungsstandort Flensburg stärken sollte. Antrieb von Seiten der HLA ist dabei insbesondere die Nutzung von zeitgemäßen Elementen der Schulraumgestaltung – und das in einem Gebäude für die gesamte Schule. So wurde im Schuljahr 2015/16 eine Arbeitsgruppe „Neubau“ installiert. Im Jahr 2018 wurde dazu eine Nutzerbedarfsanalyse durchgeführt, die neben Schulstandortbesuchen in Hamburg auch die Erstellung eines Raumprogramms beinhaltete. Beteiligt waren dabei Vertreter der Stadt Flensburg, zwei externe Berater und die Arbeitsgruppe der HLA unter Beteiligung der Schülervertretung. Seither läuft die Suche nach einem geeigneten Standort für den Neubau.

Beschulung junger Migrantinnen und Migranten

Die seit 2015 nach und nach in Flensburg angekommenen und zu beschulenden Migrantinnen und Migranten lösten einige personelle wie auch räumliche Veränderungen an der HLA aus. So wurden in den an der Marienallee aufgestellten „Containern“ fünf zusätzliche Unterrichtsräume geschaffen. Gleichzeitig schuf das Land durch eine Überarbeitung der Berufsschulverordnung die Möglichkeit der Einrichtung neuer Bildungsgänge wie den BiK-DaZ-Klassen (Berufsintegrationsklassen mit Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache) und dem Ausbildungsvorbereitenden Jahr (AVSH). Diese Bildungsangebote stellen zunächst den Spracherwerb in den Fokus, das AVSH verbindet darüber hinaus Unterricht mit Praktikumsphasen. Seit dem Schuljahr 2016/17 wird die HLA zusätzlich von einer Schulsozialarbeiterin unterstützt, die neben der vertrauensvollen Beratung und ggf. Vermittlung zu weiterführenden Hilfsmaßnahmen auch bei der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf betreut. Außerdem steht seit Beginn des Schuljahres 2020/21 eine Schulpsychologin zur Verfügung, die Schülerinnen und Schüler aller drei RBZ Flensburgs berät.

Mit der Renovierung und Neugestaltung des Lernbüros schloss sich im Schuljahr 2017/18 eine räumliche Veränderung an, die zu einer erheblichen Verbesserung der Unterrichtssituation führte. Bis heute ist die Arbeit im Lernbüro ein wesentlicher Bestandteil vieler Bildungsgänge, wodurch den Klassen unter willkommener Abwechslung praxisnahe Einblicke in Büro- und Geschäftsprozesse ermöglicht werden.

 

Über Zeiten mit Schulschließungen, Distanzlernphasen und Lüftungsplänen

Die Covid-19-Pandemie ging auch an Flensburg nicht vorbei und hatte somit ab dem Jahr 2020 erhebliche Folgen für das alltägliche Unterrichtsgeschehen. Im März 2020 wurde die erste Schulschließung angeordnet und so fand der Unterricht von zu Hause aus, im Homeschooling, statt. Eine zweite Schulschließung schloss sich in der Zeit vor den Weihnachtsferien 2020 bis zum Ende des Schuljahres an. Die lange Phase des Distanzlernens wurde nur unterbrochen durch die Abschlussprüfungen sowie einige ausgewählte Schulstunden von Prüfungsklassen, die in Präsenz stattfanden. Die Lehrkräfte wie auch die Schülerinnen und Schüler stellten sich in dieser Zeit allen aufkommenden Herausforderungen wie technischen Schwierigkeiten, Erreichbarkeiten von Schülerinnen und Schülern oder auch dem fehlenden direkten Austausch zwischen den Lehrkräften und der Klasse wie auch im Kollegium. Die Tatsache, dass die Lernplattform Moodle schon fest in den Arbeitsalltag eingebunden war, erleichterte die Distanzlernphasen. Auch die Mittel aus dem Digitalpakt 2.0 ermöglichten eine Neuanschaffung von digitalen Endgeräten, die Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden konnten. Nachdem die HLA wieder geöffnet und Präsenzunterricht ermöglicht wurde, war dieser geprägt vom Tragen von Mund-Nasen-Bedeckung, Durchführung von Selbsttests sowie der Einhaltung konkreter Lüftungspläne und bestimmter Abstände. Schulausflüge oder gar Klassenfahrten waren gestrichen und der internationale Austausch mit den Partnerschulen pausierte. Ein Schulbetrieb wie vor der Pandemie war noch nicht in Sicht. Trotzdem gab es auch in dieser Zeit einige organisatorische wie auch personelle Veränderungen an der HLA. Allen voran der Schulleiterwechsel von Achim Trautmann, der am 31.07.2021 in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Seinen Platz im Büro an der Marienallee nimmt nun Andreas Zettl ein, der seit jeher eng mit der HLA verwurzelt ist. Außerdem wurden die ZAW-Maßnahmen bei der Marineschule um die Ausbildung von Fachkräften für Lagerlogistik erweitert und der erste Ausbildungsjahrgang en E-Commerce-Kaufleuten hat ihre Abschlussprüfungen abgelegt.

Im Schuljahr 2022/23 feiert die HLA nun ihr 150-jähriges Bestehen. In den 150 Jahren Handelslehranstalt in Flensburg ist so einiges passiert. Wir alle sind gespannt auf die kommenden Jahre, die anstehenden Ereignisse und möglichen Veränderungen, die unsere Schule erwarten.

Thorben Jensen & Lena Peper

 

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